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Kein Sex ohne KiSS


Kisspeptin heißt ein Eiweiß, das 2001 als Produkt des KiSS1-Gens entdeckt wurde. Zunächst fand man, dass dieses Eiweiß Metastasen bestimmter Krebsarten unterdrücken kann. Später wurde bekannt, dass es auf die Keimdrüsen einwirkt, u.a. bei der Einleitung der Pubertät oder bei der Stimulation des Eisprungs, zumindest bei Versuchstieren. Forscher um die Professoren Julie Bakker von der Universität Lüttich und Ulrich Boehm von der Universität des Saarlandes zeigten  jetzt, dass KiSS seinem Namen alle Ehre macht und eine Schlüsselrolle bei der Anziehung zum anderen Geschlecht spielt. Die sexuelle Motivation wird wohl durch zwei parallele Gehirn-Schaltkreise gesteuert.

Die Forscher entdeckten auch, dass bestimmte Duftstoffe, die von der männlichen Maus ausgesendet werden, speziell die Nervenzellen stimulieren, die das Kisspeptin produzieren. Hierdurch wird ein Schaltkreis im Gehirn aktiviert, der ein Neurohormon freisetzt und damit die Aufmerksamkeit des Weibchens für das Männchen erhöht. In einem parallelen Schaltkreis wird das Kisspeptin-Signal auch an Zellen übertragen, die den Neurotransmitter Stickstoffmonoxid produzieren, um die sexuelle Bereitschaft zu stimulieren. Diese Forschungsarbeit scheint jedoch nicht vom Interessenverband der Duftstoffindustrie gesponsert worden zu sein.
 
„Diese Forschungsarbeit hat uns neue Erkenntnisse darüber geliefert, wie das Gehirn Signale aus der Außenwelt entschlüsselt und diese Umwelteinflüsse dann in Verhalten umsetzt. Bei vielen Tieren ist das Sexualverhalten eng mit dem Eisprung verbunden, um die höchstmögliche Chance auf Befruchtung und somit das Fortbestehen der Art zu gewährleisten. Bis jetzt war wenig darüber bekannt, wie das Gehirn Eisprung, Anziehung und Sex miteinander verbindet. Jetzt wissen wir, dass ein einzelnes Molekül - Kisspeptin - all diese Aspekte durch verschiedene, parallel zueinander laufende Gehirn-Schaltkreise steuert ", erklärt Ulrich Boehm, Professor für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, in der Mitteilung.
 
Von einem einzigen Molekül, dem Kisspeptin, werden also Pubertät, Fruchtbarkeit, Anziehung zum anderen Geschlecht und sexuelle Motivation kontrolliert. Kleiner Witz am Rande: Das Kisspeptin hat eher durch Zufall das englische Wort für Kuss im Namen. Ursprünglich wurde es nach amerikanischen Schokoladenpralinen, den Hershey’s Kisses, benannt.

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