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Eine Werkstatt für kleine Matheforscher!

 
Das Fragezeichen hinter der Überschrift habe ich weggelassen und durch ein Ausrufezeichen ersetzt. Auf der Homepage von Dr. Mandy Fuchs steht es noch, eher rhetorisch, wie ich finde. Denn bereits der Einleitungstext gibt uns eine sehr schöne Darstellung der frühen "Mathe"-Fähigkeiten von Kindern, zahlreiche Bilder und Spielideen für die Kita und für die Schule: "Mathematik bedeutet für mich (wie übrigens auch für die meisten professionellen Mathematiker) das Erkennen, Nutzen und Gestalten von Mustern und Strukturen. Und mathematisches Tun hat einen besonderen spielerisch-kreativen sowie ästhetischen Charakter. Mathematik ist kein abgeschlossenes System von Definitionen, Formeln und Beweisen sondern eine sich dynamisch entwickelnde Wissenschaft, in der Problemlöseprozesse, mathematisches Tätigsein und entdeckendes Lernen eine wesentliche Rolle einnehmen. Mathematik ist also ein Spiel mit Formen, Zahlen, Figuren und Symbolen."


Und wie sollen wir uns eine Mathe-Werkstatt in der Kita vorstellen?
"Mathematik im Kindergarten bedeutet nicht, Kindern schon vor der Schule die Zahlen oder das Rechnen ´beizubringen´ ", sagt Mandy Fuchs. "Es meint auch nicht, die sogenannten mathematischen Vorläuferfähigkeiten zu trainieren, um den Kindern ein erfolgreiches Lernen von Mathematik in der Grundschule zu ermöglichen. In der frühen mathematischen Bildung geht es vor allem um den Erwerb mathematischer Basiskompetenzen, im Sinne erster mathematischer Erfahrungen, als Fundament für jegliches Mathematiklernen. Frühe mathematische Bildung umfasst zum Beispiel Möglichkeiten zum/zur:
  • Eins-zu-eins-Zuordnung (z.B. jeder Schachtel ein Symbol zuordnen)
  • Zählen und Abzählen
  • Erkennen der Mengeninvarianz (dies meint die Unveränderbarkeit von Mengen, also egal wie 5 Dreiecke gelegt werden, es bleiben immer 5 Dreiecke)
  • Reihenfolgen bilden (gesammelte Stöcker nach verschiedenen Kriterien ordnen)
  • Simultanerfassung (ohne zählen auf einen Blick erfassen, wie viele es sind)
  • Nutzung des visuellen Gedächtnisses (sich Bilder einprägen)
  • räumlichen Orientierung (rechts, links, neben, oben, dahinter, …)
  • visuellen Differenzierung (Unterschiede in Bildern feststellen)
  • Figur-Grund-Diskriminierung (in Wimmelbildern Dinge entdecken)
  • Auge-Hand-Koordination (mit der Schere an einer Linie entlang schneiden)
  • Vergleichen, Sortieren (Klassifizieren) und Ordnen (Aufräumen von Spielsachen)
  • Anzahlen mit allen Sinnen erfassen (z.B. hören, ertasten)
  • Entdecken von Zahlen in der Umwelt (Verkehrsschilder, Hausnummern, …)
  • indirekten Rechnen (Rechengeschichten erzählen)
  • Erkennen von Mustern
  • Erfassen und Wahrnehmen von Größen (Länge, Gewicht, Zeit, Volumen, Geld, Flächeninhalt)
  • Anwenden von Zahlenwissen (verschiedene Bedeutung von Zahlen)
  • Erkennen von Teil-Ganzes-Beziehungen (vgl. Fuchs 2015, S. 29)."

Und da Mandy Fuchs am Ende ihr Buch zitiert ("Alle Kinder sind Matheforscher"), füge ich gerne noch den Link zum Flyer an. Und Tipps für Alltagsmaterial und Lehrmaterial.

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