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Wird das Schulsystem in China scheitern?

Gegenüber amerikanischen und deutschen Schülern haben Kinder aus Korea, Japan und China in internationalen Leistungsvergleichen immer viel besser abgeschnitten. Den Schulleistungen chinesischer Kinder geht Adam Minter in seinem Beitrag bei Bloomberg nach.

Erst einmal ist anzuerkennen und zu bewundern, dass es China gelungen ist, die Zahl der Analphabeten in der Zeit von 1950 bis 2001 von 80% auf 15% zu senken. Und in den rasch wachsenden Städten wuchsen neue Bildungs Eliten heran. Minter weist aber auf die riesige Stadt-Land-Differenz hin. Die Gelder für Bildung (Gehälter, Gebäude, Lehrmittel) gehen überwiegend in die städtischen Zentren. Lehrer erhalten auf dem Land nur ein Drittel des Gehalts ihrer städtischen Kollegen. In den letzten drei Jahren hat es mindestens 168 Streiks und Proteste von Lehrern wegen der offensichtlichen Ungleichheit gegeben.

Nur die Hälfte aller Eltern, die auf dem Lande wohnen, lesen ihren Kindern regelmäßig vor. Auf dem Land erreichen wesentlich weniger Kinder weiterführende Schulen, und der Anteil der Kinder, die von Vorschulprogrammen profitieren oder einen Kindergarten besuchen können, ist deutlich geringer als in den Städten. Langfristig wrd sich die Situation eher verschlechtern, vermutet Minter, da zur Finanzierung von Bildung trotz sprudelnder Staatseinnahmen geringere Anteile des Bruttosozialprodukts zur Verfügung gestellt werden. Damit wird die Lücke zwischen ländlichen und urbanen Regionen noch größer werden. Und: In dieser Einschätzung sind die Ungleichheiten noch nicht berücksichtigt, die durch die hohe Zahl der Wanderarbeiter, die kein Recht auf Bildung und soziale Sicherung haben. Darüber hinaus erwarten viele Chinesen, dass die Lockerung der Ein-Kind-Politik unabsehbare Folgen für die Bereiche Bildung und Gesundheit haben werden.

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