Baden-Württemberg nimmt das Fach
Wirtschaft jetzt in den Stundenplan auf. Die Schule soll Wirtschaftswissen vermitteln, das fordern
Unternehmer wie Gewerkschafter. Darüber berichtet SPIEGEL Online. Der Wirtschaftsunterricht solle die Schüler dazu befähigen, sich mit
ökonomisch geprägten Lebenssituationen auseinanderzusetzen und
wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, erläutert eine Sprecherin des
Stuttgarter Kultusministeriums. Auch die neue Regierung in Nordrhein-Westfalen will an allen
weiterführenden Schulen das Fach Wirtschaft einführen. Wie die Länder
insgesamt mit dem Thema umgehen, darüber hat jedoch nicht einmal die
Kultusministerkonferenz einen Überblick.
Zu den Inhalten gibt es aber erfreulicherweise noch reichlich Unklarheiten und Diskussionsbedarf. Zum Teil liefen noch die Fortbildungen der Lehrer, heißt es aus dem Ministerium in Stuttgart. Immerhin bekommt man eine Ahnung, was gelehrt werden soll, wenn man einen Beispiel-Lehrplan des Ministeriums liest: Döner, Handy und Sparbuch sollten Thema werden, den die Lehrer umsetzen können - aber nicht müssen.
Gegensätzliche Standpunkte kommen von Seiten der Lehrer, der Wirtschaft und der Gewerkschaften. Kritisch äußert sich Moritz Peter Haarmann, Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung (DVPB). Man müsse "aufpassen, in welcher Form unterrichtet wird", sagte Haarmann vor wenigen Wochen SPIEGEL ONLINE: Die Kombination etwa als Fach "Politik und Wirtschaft" sei "grundsätzlich zu begrüßen", dürfe aber nicht dazu führen, dass es nur noch um Fragen der Wirtschaft gehe.
Grundsätzlich ist auch der Deutsche Gewerkschaftsbund für die wirtschaftliche Bildung in der Schule. Unter anderem hätte sich der DGB aber eine breitere Ausrichtung und die Einbindung des Politikunterrichts gewünscht. Auch die Lehrergewerkschaft GEW würde sich eine stärkere Differenzierung wünschen. "Wir wollen eine sozioökonomische Bildung, die auch Probleme der Wirtschaft beinhaltet", sagt die Leiterin des Vorstandsbereichs Schule, Ilka Hoffmann. Diese Themen, zum Beispiel Fluchtursachen oder die Prekarisierung der Arbeit, würden aber ausgeblendet. "Es wird so getan, als werde jeder Unternehmer."
Gänzlich missverstanden fühlen sich bei dieser Kritik die Unternehmer. Die oft marktskeptische Darstellung - gerade in Geografie- und Geschichtsbüchern - sei bedenklich, kritisierte etwa der Verband der Familienunternehmer im Frühjahr. In seinem Auftrag hatten Forscher der Universität Siegen untersucht, wie Marktwirtschaft und Unternehmertum in deutschen Schulbüchern dargestellt werden. Und zwar meist eher negativ, wenn diese Themen nur am Rande in anderen Fächern abgehandelt werden. Der Verband fordert deshalb die flächendeckende Einführung eines Schulfachs Wirtschaft in ganz Deutschland.
Was ja jetzt auch erreicht werden könnte. Da jedoch die Zahl der Schulstunden pro Woche nicht beliebig erhöht werden kann, muss ja ein anderes Fach Haare lassen. Bisher habe ich noch nirgends einen Hinweis gefunden, in welchen Fächern der schulischen Wirtschaftslehre zuliebe der Streichstift angesetzt werden soll. Dann wird sich zeigen, wo die humanistische Bildung Federn lassen wird zugunsten der "anwendungsrelevanten" Fächer.
Extreme Beispiele: Mit Beginn des Schuljahres 2010/2011 werden für ein halbes Jahr acht Mädchen der Städtischen Realschule Kalkar einmal pro Woche von Soldaten der Luftwaffenunter-stützungsgruppe Kalkar in der „Luftwaffenkampfführungsanlage“ in IT-Technik unterrichtet. Oder: In Mecklenburg-Vorpommern musste Ministerpräsident Sellering selbst aktiv werden und den Vorschlag der CDU-Bundestagsabgeordneten Karin Strenz, Jugendoffiziere der Bundeswehr bereits ab Klasse 5 in Schulen auftreten zu lassen, stoppen. Die dortige Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr legt fest, dass sie erst ab Klasse 9 zugelassen sind. Karin Strenz, Jahrgang 1967, Mitglied des Verteidigungsausschusses und Mitglied in der Ev. Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung, zeigt sich auf ihrer persönlichen Homepage oft mit Offizieren der Bundeswehr, hat Bekanntschaft mit dem Wehrkundeunterricht in der DDR und will bereits Kindern ab der 5. Klasse „den Krieg erklären“?
Zu den Inhalten gibt es aber erfreulicherweise noch reichlich Unklarheiten und Diskussionsbedarf. Zum Teil liefen noch die Fortbildungen der Lehrer, heißt es aus dem Ministerium in Stuttgart. Immerhin bekommt man eine Ahnung, was gelehrt werden soll, wenn man einen Beispiel-Lehrplan des Ministeriums liest: Döner, Handy und Sparbuch sollten Thema werden, den die Lehrer umsetzen können - aber nicht müssen.
Gegensätzliche Standpunkte kommen von Seiten der Lehrer, der Wirtschaft und der Gewerkschaften. Kritisch äußert sich Moritz Peter Haarmann, Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung (DVPB). Man müsse "aufpassen, in welcher Form unterrichtet wird", sagte Haarmann vor wenigen Wochen SPIEGEL ONLINE: Die Kombination etwa als Fach "Politik und Wirtschaft" sei "grundsätzlich zu begrüßen", dürfe aber nicht dazu führen, dass es nur noch um Fragen der Wirtschaft gehe.
Grundsätzlich ist auch der Deutsche Gewerkschaftsbund für die wirtschaftliche Bildung in der Schule. Unter anderem hätte sich der DGB aber eine breitere Ausrichtung und die Einbindung des Politikunterrichts gewünscht. Auch die Lehrergewerkschaft GEW würde sich eine stärkere Differenzierung wünschen. "Wir wollen eine sozioökonomische Bildung, die auch Probleme der Wirtschaft beinhaltet", sagt die Leiterin des Vorstandsbereichs Schule, Ilka Hoffmann. Diese Themen, zum Beispiel Fluchtursachen oder die Prekarisierung der Arbeit, würden aber ausgeblendet. "Es wird so getan, als werde jeder Unternehmer."
Gänzlich missverstanden fühlen sich bei dieser Kritik die Unternehmer. Die oft marktskeptische Darstellung - gerade in Geografie- und Geschichtsbüchern - sei bedenklich, kritisierte etwa der Verband der Familienunternehmer im Frühjahr. In seinem Auftrag hatten Forscher der Universität Siegen untersucht, wie Marktwirtschaft und Unternehmertum in deutschen Schulbüchern dargestellt werden. Und zwar meist eher negativ, wenn diese Themen nur am Rande in anderen Fächern abgehandelt werden. Der Verband fordert deshalb die flächendeckende Einführung eines Schulfachs Wirtschaft in ganz Deutschland.
Was ja jetzt auch erreicht werden könnte. Da jedoch die Zahl der Schulstunden pro Woche nicht beliebig erhöht werden kann, muss ja ein anderes Fach Haare lassen. Bisher habe ich noch nirgends einen Hinweis gefunden, in welchen Fächern der schulischen Wirtschaftslehre zuliebe der Streichstift angesetzt werden soll. Dann wird sich zeigen, wo die humanistische Bildung Federn lassen wird zugunsten der "anwendungsrelevanten" Fächer.
Extreme Beispiele: Mit Beginn des Schuljahres 2010/2011 werden für ein halbes Jahr acht Mädchen der Städtischen Realschule Kalkar einmal pro Woche von Soldaten der Luftwaffenunter-stützungsgruppe Kalkar in der „Luftwaffenkampfführungsanlage“ in IT-Technik unterrichtet. Oder: In Mecklenburg-Vorpommern musste Ministerpräsident Sellering selbst aktiv werden und den Vorschlag der CDU-Bundestagsabgeordneten Karin Strenz, Jugendoffiziere der Bundeswehr bereits ab Klasse 5 in Schulen auftreten zu lassen, stoppen. Die dortige Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr legt fest, dass sie erst ab Klasse 9 zugelassen sind. Karin Strenz, Jahrgang 1967, Mitglied des Verteidigungsausschusses und Mitglied in der Ev. Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung, zeigt sich auf ihrer persönlichen Homepage oft mit Offizieren der Bundeswehr, hat Bekanntschaft mit dem Wehrkundeunterricht in der DDR und will bereits Kindern ab der 5. Klasse „den Krieg erklären“?
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