Prof. Manfred Spitzers Eloquenz in Vorträgen ist ebenso berühmt wie seine literarische Aktivität. In "Digitale Demenz" mit dem Untertitel "Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen" (2014) warnt er vor Aufmerksamkeitsstörungen und Realitätsverlust, Stress, Depressionen und zunehmende Gewaltbereitschaft als Folge des fortschreitenden Gebrauchs von Medien durch Kinder. Das klingt alles vernünftig, verstärkt unsere subjektive Wahrnehmung und ist populär.
Doch Vorsicht! Nicht alle Argumente und Forschungsergebnisse, die Spitzer zitiert, müssen zwangsläufig auch der Überprüfung standhalten. Spitzer erweist sich da als mit Wissenschaft getarnter Missionar. Zunehmend häufig finden sich Spitzer-kritische und lesenswerte Beiträge. Hier einige davon:
- "Krude Theorien, populistisch montiert" (2012) in der Süddeutschen Zeitung
- "Wir sollten aufhören zu diskutieren, ob Smartphones dumm und depressiv machen" (2016) im Anschluss an die Sendung "Hart aber fair" in motherboard mit rückwärts gewandten Kulturpessimismus
- "Kritik sieht Spitzer als persönlichen Affron" (2018) in der Süddeutschen Zeitung mit diesem Zitat: "Manfred Spitzer scheint Fakten nur noch als wabernden Hintergrund für die Präsentation seiner Wahrheit zu brauchen. Ganz genau sollen es bitte nur seine Gegner nehmen. In Ausgabe 1/2018 der Nervenheilkunde malt er im Vorwort mal wieder ein Schreckensbild: Zu den "Nebenwirkungen von Smartphones" gehörten demnach Suizidalität, Geschlechtskrankheiten und sogar die Gefährdung der Demokratie. Der Professor endet mit einer Empfehlung an die geneigten Leser: "Wer mir nicht glaubt, (...) kann - und sollte sowieso - alles selbst googeln, denn im Bereich der Wissenschaft geht es nicht darum, etwas zu glauben, sondern darum, etwas begründet zu wissen."
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