Auf der diesjährigen didacta in Stuttgart, der größten Bildungsmesse Europas, war der Einzug der Digitalisierung in Deutschland ein wichtiges Hauptthema. Vor den kommunalen Landes verbänden sprach Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis, Präsident des Didacta Verbandes. Die Digitalisierung sei "die größte Herausforderung in der Geschichte des Bildungssystems". Oft seien die Diskussionen um die "Organisation der Bildung in der digitalen Welt" aber noch von Vorurteilen und Ängsten geprägt. Dabei gehe es primär um die Frage, was die Technologien zur Bereicherung des Bildungssystems beitragen könnten. Fthenakis mahnte, "sachlich, aufgeschlossen, aber auch kritisch" an die Thematik heranzugehen. Denn: "Wir können uns der Entwicklung nicht verschließen." Kritisch sieht das Hans Zehetmair, ehemaliger bayrischer Wissenschaftsminister und ehemaliger Vorsitzender des Rates für Deutsche Rechtschreibung: „Die Kommunikation über digitale Endgeräte hat zu einer Abwertung sprachlicher Kreativität geführt. Vieles wird nur noch passiv konsumiert.“
Aber laufen wir nicht der Realität hinterher? Immerhin dürfen sich bereits viele Kleinkinder mit den Smartphones und Tablets ihrer Eltern beschäftigen. Bei Grundschülern nutzten in Deutschland bereits 15 bis 25 Prozent solche Geräte. Viele fürchten jedoch, dass die wenigsten Kinder dabei mit den Text- und Grafikprogrammen vertraut gemacht werden und den vernünftigen Umgang mit sozialen Netzwerken lernen. Vielmehr ahnt man, dass die elterlichen Smartphones und Tablets eher der Ruhigstellung und Beschäftigung dienen: Im Buggy, im Restaurant oder auf der Reise in den hinteren Reihen. So recht laut mag es wohl noch keiner sagen, aber den Kitas und Schulen kommt da noch ein Riesen-Paket an Aufgaben entgegen, das weit über die Vermittlung neuer Lerntechniken in den Kernfächern hinausgeht.
Motivationshilfe kommt aus dem Kindermedienland: Am 1. Februar 2017 wurden die Gewinner des Ideenwettbewerbs Baden-Württemberg
„idee-bw“ in Stuttgart ausgezeichnet. Drei innovative Projekte zur Stärkung der
Medienkompetenz werden durch die Initiative „Kindermedienland
Baden-Württemberg“ mit insgesamt 70.000 Euro gefördert.
Unter dem Motto „Programmieren
ist kinderleicht“ wird es künftig in der Kulturwerkstatt Reutlingen ein
regelmäßiges Angebot für Kinder ab acht Jahren geben. Die Initiatoren wollen
den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Spaß ein Grundverständnis für
Informationstechnologie vermitteln. Etwas
andere Töne schlägt das Schülerstummfilmorchester Musikamo aus Freiburg an. Bei
diesem Projekt vertont ein Schülerorchester live Stummfilme und lernt dabei,
welche große Bedeutung die Tonspur für einen Film hat. Unter professioneller
Anleitung nähern sich die jungen Streicher, Bläser, Percussionisten und
Pianisten der Stummfilmvertonung. Die Schüler lernen so durch 100 Jahre zuvor
entstandenes Material das Medium Film mit neuem Bewusstsein zu sehen. Beim
dritten Projekt realisiert die e.tage
medien.bildung des Stadtjugendrings in Ulm das Projekt „Maker.Kids im
Stadtlabor“. In dem FabLab, einer Experimentier-Werkstatt, können Kinder und
Jugendliche digitale Werkzeuge und Technologien wie Mikrocontroller, Sensoren,
3D-Drucker, Schneideplotter etc. ausprobieren, aber auch eigene Produkte
planen, gestalten, programmieren und produzieren.
Solche Anreize sind wohl auch dringend nötig, wenn man die Digitalisierung in der Pädagogik voranbringen will. So wahnsinnig weit her ist es damit in Deutschland nicht. Davon berichtet uns die internationale Vergleichsstudie International Computer and Information Literacy Study (ICILS), die 2013 computer- und informationsbezogene Kompetenzen von 8Jährigen untersuchte. Verantwortet wurde ICILS von der „International Association for the Evaluation of Educational Achievement“ (IEA), einem internationalen Verbund wissenschaftlicher Institutionen für Bildungsforschung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte die deutsche Teilnahme an dieser Studie. Unter anderem wurde mit der Studie ermittelt, welchen Beitrag das deutsche Schulsystem zum Erwerb von ICT-Kenntnissen beiträgt und ob Medienkompetenz etwas mit Herkunft und Geschlecht zu tun haben. Außerdem wurde erfasst, welche Einstellung die Schülerinnen und Schülern zu Computer- und Informationstechnik haben.
Die Ergebnisse in einem dicken Berichtsband
oder als pdf
nachzulesen. Drei Resultate in Kürze:
1. Bei Computer-
und informationsbezogenen Kompetenzen erreichen Achtklässlerinnen und
Achtklässler in Deutschland ein Kompetenzniveau, das sich im internationalen
Vergleich im Mittelfeld einordnet. Daraus wird ein Entwicklungsbedarf
abgeleitet: Erhöhung des mittleren Leistungsniveaus der Jugendlichen insgesamt,
um eine Anschlussfähigkeit an internationale Entwicklungen zu sichern. Unterstützung
der Entwicklung von Potenzialen von sehr leistungsstarken Jugendlichen bei
gleichzeitiger Reduzierung des Anteils von Schülerinnen und Schülern, die sich
im unteren Kompetenzbereich befinden und deren Fähigkeiten es ihnen daher nicht
in angemessener Weise erlauben, Computer und neue Technologien so zu nutzen,
dass sie in ihrem Alltag, in der Schule, im Beruf und in der Gesellschaft
erfolgreich am Leben teilhaben können.
2. IT-Ausstattung: Achtklässlerinnen
und Achtklässler in Deutschland besuchen Schulen, in denen das
Schüler-Computer-Verhältnis bei 11.5 zu 1 und somit im Bereich des Mittelwerts
der an ICILS 2013 teilnehmenden Staaten der EU (11.6:1) liegt, allerdings
deutlich höher ausfällt als in ausgewählten anderen Ländern, wie z.B. Norwegen
(2.4:1). Etwa 40 Prozent der Lehrpersonen in Deutschland, die in der achten
Jahrgangsstufe unterrichten, bewerten die vorhandene technische Ausstattung an
ihren Schulen als veraltet oder geben an, dass der Internetzugang an der Schule
eingeschränkt ist. Nur 6.5 Prozent der Achtklässlerinnen und Achtklässler in
Deutschland besuchen eine Schule, in der Tablets für den Unterricht oder für das
Lernen in der achten Jahrgangsstufe zur Verfügung stehen. Dieser Anteil ist
geringer als der Anteil in der Vergleichsgruppe EU (15.1%) und auch im
Vergleich zu anderen Ländern, wie z.B. Australien (63.6%), deutlich geringer.
3. Häufigkeit der Computernutzung: Die
Häufigkeit der schulischen Computernutzung in Deutschland ist im
internationalen Vergleich unterdurchschnittlich. Nur ein Drittel (34.4%) der
Lehrpersonen nutzt regelmäßig (mindestens wöchentlich) Computer im Unterricht,
nur 9.1 Prozent täglich. Computer werden anteilig am häufigsten mindestens in
einigen Stunden im Fach Informatik (58.3%) eingesetzt, gefolgt von
geisteswissenschaftlichen Fächern (44.3%), Naturwissenschaften (39.5%),
Fremdsprachen (33.8%) und vom Deutschunterricht (33.1%). Am seltensten werden
Computer im Mathematikunterricht genutzt (29.4%). In den Teilnehmerländern
Australien, Dänemark (abgesehen vom Fach Informatik), Norwegen und Thailand
sowie in Teilen Kanadas gehört der regelmäßige Computereinsatz in den
betrachteten Fächern für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler zum
Unterrichtsalltag.
„Der Einsatz digitaler Medien
scheitert oft an fehlenden Geräten“, unterstreicht Dr. Heike Schaumburg in
ihrem Interview für bildungsklick. Sie ist
stellvertretende Direktorin der Professional School of Education der
Humboldt-Universität Berlin. Ist es also nicht so sehr eine Frage des Wissens
der Pädagogen im Umgang mit der Software als vielmehr eine Frage der
Verfügbarkeit von Hardware?
Dazu veröffentlicht der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) auf seiner Homepage Statements von Fachleuten zum Thema „Digitale Schule: Welche Technik hilft beim Lernen?“ Die Frage nach der IT-Ausstattung scheint bei vielen Schulleitern eher Unbehagen als Vorfreude auf die Zukunft des Lernens auszulösen. „Wir werden im Alltag allein gelassen. Ich weiß nicht, welche Laptops die richtigen sind. Ich brauchen Spezialisten, die mir das sagen.“ Um Klarheit zu schaffen, hatte der BLLV Experten aus Forschung und Praxis eingeladen.
Dr.
Michael Kirch
ehemaliger Lehrer, jetzt akademischer Rat am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik
der Ludwig-Maximilians-Universität München und Spezialist für Digitales Lernen:
· Hard-
und Softwareausstattung müssen anforderungsgerecht sein. Die Anforderungen
richten sich nach den zu vermittelnden Inhalten, den Eigenschaften der Schüler
sowie der Schule und ihrem Konzept. Welche Programme und Geräte benötigt
werden, ist somit von Schule zu Schule verschieden.
· Schulen
sollten sich vor der Auswahl fragen: „Was wollen wir damit? Wo wollten wir hin?
Welche Anforderungen haben wir?“
· Technische
Anforderungen: Die IT soll das Lernen unterstützen und nicht stören. „Alles was
den Unterricht unterbricht, minimiert die Qualität.“ Kirch empfiehlt Lösungen,
die in einem Gerät möglichst viel integrieren.
· Folgende
Eigenschaften sollten die Medien und Geräte erfüllen: handlich sein, für die
Kinder attraktiv sein, zuverlässig funktionieren, an den Lerner anpassbar sein,
in jede Unterrichtssituation integrierbar sein, den Schülern persönlich zur
Verfügung stehen.
· Pädagogische
Anforderungen: Medien und Geräte sollten raumübergreifend, fachübergreifend und
auch zu Hause nutzbar sein, sie sollten alle Unterrichtsprinzipien wie
Differenzierung und Veranschaulichung unterstützen.
Dr.
Manfred Riederle
stellvertretender Geschäftsführer und Bildungsreferent des Bayerischen
Städtetages:
· Der
jährliche Aufwand könnte sich nach einer Schätzung der Bertelsmann-Stiftung auf
bis zu 600 Millionen Euro pro Jahr für die allgemeinen Schulen belaufen, wenn
jedes Schulkind ein Gerät erhält.
· Es
braucht einheitliche Standards für die Hard- und Softwareausstattung von Schulen.
· Die
Vorgaben sollten sich an dem orientieren, was pädagogisch sinnvoll ist und die
Unterrichtsqualität hebt.
· Zu
klären ist auch, welche Aufwendungen im Bereich der Schul-IT die Kommunen und
welchen Anteil der Freistaat Bayern übernehmen müssen.
Georg
Schlagbauer,
Dozent an der Akademie für Lehrerbildung (ALP) in Dillingen und dort für die
informationstechnische Qualifizierung und Beratung zuständig:
· Der
erste Schritt hin zum digitalen Lernen wäre das digitale Klassenzimmer: Es
sollte mit einer Dokumentenkamera, einem Beamer sowie einen PC ausgestattet
sein. Besser wäre es aber, wenn jede Lehrkraft ihren eigenen Laptop mitbringen
könnte.
· Schulen
brauchen eine leistungsstarke Internetanbindung.
· Schulen
brauchen eine bezahlbare, einfach zu handhabende W-LAN-Infrastruktur.
Hingegen sagt Dieter Salomon, der Oberbürgermeister
von Freiburg und Städtetagpräsident von Baden-Württemberg, einem der
wohlhabenden Bundesländer, in einem Interview: „Es ist nicht damit getan, die
Schüler mit Laptops auszustatten.“ Er weist auf Folgekosten hin, wie z.B. die Installation
eines WLAN-Netzes in den Schulen, und mahnt eine höhere Beteiligung der Länder
an den Unkosten an. Oder wie Manfred Riederle vom Städtetag fordert: „Die Frage
dazu sollten wir pädagogisch stellen. Was soll der Bildungsauftrag der Zukunft
sein und was soll Schule leisten? Die Rahmenbedingungen sind so zu schaffen,
dass wir die zentralen Fragen von Bildung und Pädagogik leisten und erfolgreich
sein können." Die Experten der BLLV sind sich einig, „dass Schulen eine
angemessene Ausstattung brauchen, die sich nach einheitlichen Basis-Standards
richtet. Diese dürften nicht zu starr sein, damit jede Schule sich die
IT-Lösung zulegen kann, die ihren Bedürfnissen am besten gerecht wird.“ Da
frage ich mich: Soll wirklich jede Schule ihren eigenen Weg gehen? Und: Worin
besteht bitte der „einheitliche Basis-Standard“?
Konkrete und klare
Vorstellungen hat Georg Heinecker,
Rektor der Comenius-Grundschule in Buchloe:
· Die
Hard- und Software-Lösung sollte informatives Lernen unterstützen, flexibel
einsetzbar und zukunftsweisend sein. Sie im Unterricht schnell und
unkompliziert zu nutzen sein.
· Auswahlkriterien
der Comenius-Grundschule: Die Medien sollen selbstgesteuertes und
selbstkontrolliertes Lernen ermöglichen, gemeinsames Arbeiten unterstützen, die
Individualisierung des Unterrichts und damit individuelle Förderung ermöglichen
sowie Schüler motivieren.
· Positive
Erfahrungen hat die Comenius-Grundschule mit einer Tablet-Lösung gemacht.
Vorteile: schneller und unkomplizierter Einsatz im Unterricht, wodurch die
Lernzeit effizient genutzt werden kann. Zudem sind die Geräte ortsunabhängig
einsetzbar.
· Die
Tablets sind mit Apps bestückt: Das ermöglicht eine hohe Flexibilität, zugleich
können die Apps sehr gezielt eingesetzt werden. Bestes Beispiel ist eine
Schreiblern-App, die eine Sofort-Korrektur ermöglicht.
· Finanzierung:
Der Sachaufwandsträger hat eine Anschubfinanzierung auf die Beine gestellt, der
Förderverein gab Zuschüsse. Den Rest stottern die Eltern durch einen Mietkauf
mit einer Rate von 11 Euro pro Monat innerhalb von vier Jahren ab.
Solche pragmatischen
Lösungen, auf eigener Erfahrung gegründet, scheinen hilfreich. Sie stehen wohl
auch im Einklang mit anderen Vorreitern. Die Süddeutsche
Zeitung berichtet: Im Ausland ist man schon
einen Schritt weiter: In den USA sehen die "Common Core Standards", die den
Schulen die Bildungsziele empfehlen, seit 2010
explizit das Schreiben mit der Tastatur bereits in der Grundschule vor. In
Finnland wird die Schreibschrift Ende 2016 zugunsten
des Tippens ganz aus den Lehrplänen verbannt. Nur eine einfache Druckschrift
soll noch vermittelt werden. Schnelles und fehlerfreies Schreiben auf der
Tastatur sei zudem "eine wichtige Kompetenz". Immerhin hätten
viele Kinder ja auch entscheidende Vorteile beim Tippen von Buchstaben:
Diejenigen Kinder, deren Handschrift durch feinmotorische Probleme schlecht
koordiniert ist, fokussieren sehr auf die motorische Leistung und können dabei
nicht so gut Laute in Buchstaben verwandeln. Außerdem gibt ihnen der Tablet-
oder Laptop-Monitor eine bessere Rückmeldung über das Wortbild als die eigene
Handschrift, zumal dann, wenn sie feinmotorische Unregelmäßigkeiten aufweist.
Gibt es denn nun keine
Experten mehr, die vor der Digitalisierung warnen, und falls es sie gibt, mit
welchen Argumenten? Gerald Lembke, Experte für Digitale Medien an der Dualen
Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim, ist skeptisch. Der
SZ sagte er, er sei der Überzeugung, "dass digitale Hilfsmittel
in der Bildung bis zum zwölften Lebensjahr keine nennenswerten positiven
Effekte erbringen". Erst danach seien Kinder reif genug, Computer zum
Lernen zielgerichtet einzusetzen. Und kaum jemand erwartet von Smartphones und
Tablets ernsthaft, dass sie die Fantasie, Kreativität oder gar Empathie
erhöhen, so Gerald Lembke.
Aber könnte das Schreiben mit der Hand auch Vorteile haben? Das wird durch einige wissenschaftliche Studien nahe gelegt. So konnten Forscher des Institut de Neurosciences Cognitives de la Méditerranée in Marseille zeigen, dass ältere Vorschulkinder einzelne Buchstaben leichter mit dem Stift erlernen als mit einer Tastatur (Acta Psychologica 2005). 2006 hat ein Team von Forschern von der University of Washington in Seattle eine Studie veröffentlicht, die bei Schülern in den Klassen zwei bis fünf deutlich unterschiedliche Hirnaktivität belegte - je nachdem, ob sie mit Stift oder Tastatur schrieben. Vor allem beobachteten die Wissenschaftler, dass Kinder mehr Worte mit höherer Geschwindigkeit produzierten und mehr Ideen für Texte hatten, wenn sie mit dem Stift schrieben als mit der Tastatur (Developmental Neuropsychology 2006).
Im Rahmen einer Studie an der Indiana University Bloomington mussten Vier- bis Fünfjährige einzelne Buchstaben abzeichnen oder tippen. Anschließend wurde die Hirnaktivität der Kinder in einem Kernspintomografen untersucht. Sobald sie Buchstaben wiedererkannten, waren bei den Stift-Kindern Hirnareale besonders aktiv, die mit dem Lesen und Schreiben zusammenhängen (Trends in Neuroscience and Education 2012). Die Lernprozesse führen also bei den Stift-Kindern zu einer stärkeren Hirnaktivierung als bei den Tasten-Kindern.
Für Aufsehen sorgte zuletzt 2014 eine Untersuchung von Pam Mueller von der Princeton University und Daniel Oppenheimer von der University of California in Los Angeles. Die Psychologen untersuchten, wie gut sich Studierende an den Inhalt von Vorlesungen erinnern konnten, die entweder Laptop oder Stift und Papier benutzten. Der Laptop, so ihr Schluss, könne von Vorteil sein, wenn es darum geht, mehr Notizen aufzuschreiben. Doch "die Tendenz der Laptop-Benutzer, die Vorlesungen wörtlich mitzuschreiben, statt die Informationen zu verarbeiten und in eigene Formulierungen zu übersetzen, war nachteilig für das Lernen" (Psychological Science 2014). Dazu sagte der Psychologe Paul Bloom von der Yale University der New York Times: "Das Schreiben zwingt dich, dich auf das Wichtige zu konzentrieren. Vielleicht hilft das, besser zu denken."
Vielleicht wird jedoch durch diese Diskussion nur ein Konfliktfeld
geschaffen, das so gar nicht existieren muss. In vielen Projekten geht es gar
nicht um die Frage, ob das Tablet den Stift ersetzt, sondern nur um die
Reihenfolge. Das zeigt auch ein Beitrag von Deutschlandradio
Kultur: Schwedischen Erstklässlern in drei Schulen im Stockholmer
Stadtteil Sollentuna wird das Lesen und Schreiben ohne Stifte und Bücher
beigebracht. In drei Schulen in Stockholm geht dies nur noch mit PC und
Tablet-PC. Erst in der zweiten Klasse werden Stift und Papier zum Schreiben
ausgeteilt.
Während es in der Diskussion in Deutschland überwiegend um das Schreiben- und Lesenlernen geht, zeigt uns eine Klasse in Stockholm, wozu das Tablet noch benutzt werden kann: Ein knappes Dutzend Siebenjährige sind in der Bibliothek der Schule zusammen gekommen und haben sich auf Sitzkissen im Kreis um ihre Lehrerin Eva Ulmander Eriksson verteilt. Die Pädagogin hat Blätter mit geometrischen Formen auf dem Schoß, auf einem Tisch hinter ihr wartet ein Stapel Leseplatten. Das Ziel heute: Kreise, Quadrate und Rechtecke in der Umgebung zu finden, zu fotografieren und in einer Datei auf dem ipad zu platzieren. "Heute wollen wir uns die geometrischen Formen bewusst machen, die um uns herum sind. Es ist einfacher, sie zu fotografieren anstatt sie abzuzeichnen." In Zweierteams schwärmen die Kinder aus und bevölkern die Bibliothek und den umgebenden Flur. Ein Bildschirm - klick - ein Rechteck. Die Lampe unter der Decke - klick - ein Kreis. Es ist gar nicht so einfach, das Tablet so zu halten, dass das Objekt zentriert ins Bild kommt. Doch das Abfotografieren geht leichter als das Abzeichnen mit Stift und Papier.
Die Motorik ist einfach noch nicht so gut entwickelt. Das sei vor allem beim Schreibenlernen ein Hindernis. Mit dem Computer lasse es sich umgehen, sagt die Klassenlehrerin: "Wenn wir anfangen zu schreiben, machen wir das direkt mit dem Computer. Zuerst ist das eine Art Geisterschrift. Dann werden daraus Wörter, Sätze und Absätze. Wir arbeiten mit Buchstaben in Form von Lauten. Alle Kinder haben Kopfhörer. Sie hören, was sie schreiben, dann können sie sich ihren Text vorlesen lassen. Auf diese Weise lernen sie schneller, wo Leerzeichen stehen müssen. Wenn sie die Wörter hören, die sie schreiben, werden sie für die Kinder zu einem Satz."
Während es in der Diskussion in Deutschland überwiegend um das Schreiben- und Lesenlernen geht, zeigt uns eine Klasse in Stockholm, wozu das Tablet noch benutzt werden kann: Ein knappes Dutzend Siebenjährige sind in der Bibliothek der Schule zusammen gekommen und haben sich auf Sitzkissen im Kreis um ihre Lehrerin Eva Ulmander Eriksson verteilt. Die Pädagogin hat Blätter mit geometrischen Formen auf dem Schoß, auf einem Tisch hinter ihr wartet ein Stapel Leseplatten. Das Ziel heute: Kreise, Quadrate und Rechtecke in der Umgebung zu finden, zu fotografieren und in einer Datei auf dem ipad zu platzieren. "Heute wollen wir uns die geometrischen Formen bewusst machen, die um uns herum sind. Es ist einfacher, sie zu fotografieren anstatt sie abzuzeichnen." In Zweierteams schwärmen die Kinder aus und bevölkern die Bibliothek und den umgebenden Flur. Ein Bildschirm - klick - ein Rechteck. Die Lampe unter der Decke - klick - ein Kreis. Es ist gar nicht so einfach, das Tablet so zu halten, dass das Objekt zentriert ins Bild kommt. Doch das Abfotografieren geht leichter als das Abzeichnen mit Stift und Papier.
Die Motorik ist einfach noch nicht so gut entwickelt. Das sei vor allem beim Schreibenlernen ein Hindernis. Mit dem Computer lasse es sich umgehen, sagt die Klassenlehrerin: "Wenn wir anfangen zu schreiben, machen wir das direkt mit dem Computer. Zuerst ist das eine Art Geisterschrift. Dann werden daraus Wörter, Sätze und Absätze. Wir arbeiten mit Buchstaben in Form von Lauten. Alle Kinder haben Kopfhörer. Sie hören, was sie schreiben, dann können sie sich ihren Text vorlesen lassen. Auf diese Weise lernen sie schneller, wo Leerzeichen stehen müssen. Wenn sie die Wörter hören, die sie schreiben, werden sie für die Kinder zu einem Satz."
Einen
ähnlichen Weg gehen seit Januar 2017 Erstklässler in Hennef:
Ulrike Gemein, Lehrerin der
„iPad-Klasse“, ist von den Zielen des Tablet-Projektes, das von einem Verlag
gesponsert wird, überzeugt: „Die Chancen für noch differenzierteres Lernen sind
enorm. Wir haben mehr pädagogische Zeit für die Kinder und können die
Schülerinnen und Schüler besser fördern, auch im inklusiven Unterricht.“
Schulleiterin Anke Hennig ergänzte: „Die Weiterentwicklung von Unterricht, zum
Beispiel durch Feedbackkultur, ist uns wichtig. Die GGS Gartenstraße ist ausgesprochen
erfahren im Einsatz digitaler Medien. Wir verfügen bereits über iPads, die von
allen Lehrkräften genutzt werden. Somit ist sichergestellt, dass auch die
anderen Fachlehrkräfte in dieser Projektklasse die Geräte einsetzen und ein
kollegialer Austausch stattfindet. Die Vermittlung von Medienkompetenz ist
dabei ein zentraler Aspekt. Auch treiben wir die weitere Professionalisierung
unseres Schulkollegiums im Unterrichten mit digitalen Medien voran.“ Das Konzept
steht allen zur Verfügung.
Auch in Hennef denkt man also
nicht daran, den Stift ganz aus der Schule zu verbannen. Der Stift muss
lediglich warten, bis zur zweiten Klasse. Die Frage, welche
Kinder von der Digitalisierung profitieren, soll in den nächsten Jahren
beantwortet werde. Rolf
Lankau lehrt an der Hochschule Offenburg Mediengestaltung. Er befürchtet,
die Digitalisierung der Schule könne aus dem Ruder laufen: "Was passiert,
wenn irgendwann alle an Lernstationen sitzen? Wenn sich das Lernbare auf das
Abfragbare beschränkt?" Wenn Kinder aus sozial schwachen Familien nicht
nur zu Hause, sondern auch in der Schule an die Geräte abgeschoben werden,
verstärke das die soziale Spaltung, sagt er. Alle Bedenken sind also noch nicht
ausgeräumt.
Diesen Beitrag gibt es in gekürzter Form auf Frühe Bildung online
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kinderleven is de beste tijd voor alle mensen, maar bovenal god kind is echt moeilijk voor deze tijd daarvoor Gemeinnützige Organisationen Für Waisenkinder zal helpen
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