Im Gegensatz zu den Fipronil-Eiern kommt jetzt Gesundes aus Belgien: Die EU startete ab 1. August 2017 ein neues "Programm zur Förderung gesunder Essgewohnheiten" in Kitas und Schulen. Milch, Obst und Gemüse im Wert von 370 Millionen Euro sollen gratis an Kinder verteilt werden bzw. in den pädagogischen Einrichtungen zubereitet werden. "Die Mitgliedstaaten können selber entscheiden, wie sie das Programm umsetzen und z. B. begleitende thematische pädagogische Maßnahmen oder andere landwirtschaftliche Erzeugnisse in das Programm einbeziehen", heißt es ferner. Und ganz nebenbei werden "tausende Landwirte in jedem EU-Mitgliedstaat unterstützt".
Damit soll das 250 Mill.-Vorgänger-Projekt von 2016 fortgesetzt werden, da die "Fortsetzung und Stärkung der beiden Schulprogramme von größter Wichtigkeit sind - insbesondere in Anbetracht des derzeit rückläufigen Verbrauchs von frischem Obst und Gemüse und von Milcherzeugnissen, insbesondere bei Kindern, und der Zunahme der Zahl fettleibiger Kinder aufgrund ungesunder Ernährungsgewohnheiten", sagt die EU.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft teilte 2014 mit: "Über das EU-Schulobstprogramm bekommen überwiegend Schülerinnen und Schüler der Grundschulen und auch in Kindertageseinrichtungen regelmäßig kostenlos eine Portion Obst und Gemüse. Durch die pädagogische Begleitung des Programms lernen sie zum Beispiel mit dem IN FORM Ernährungsführerschein gesundes Genießen als Selbstverständlichkeit in ihrem Alltag." Die Abgabe von Milch war jedoch nicht kostenfrei, sondern stellte lediglich einen Zuschauss von 10% dar. Dafür ist eine "breite Palette an Milcherzeugnissen von der Trinkmilch bis hin zum Käse förderfähig". Käse statt Schulmilch an "fettleibige Kinder"? Jetzt stellt die EU für die Abgabe von Schulmilch jährlich ein Budget von 100 Millionen Euro zur Verfügung.
Über die Verwendung der Mittel entscheidet jedes EU-Land selbst und in Deutschland jedes Bundesland. Also auch ein Obst- und Gemüseföderalismus (je nach Anzahl der Schulkinder pro Kohl und Kuh?). Einen Überblick kann man sich auf der Homepage des Ministeriums verschaffen. Aber damit nicht jeder denkt, er könne sich seine eigene Obstverordnung machen, gibt es in Deutschland ein "Schulobstgesetz" (Gesetz zur Durchführung gemeinschaftsrechtlicher Vorschriften über das Schulobstprogramm). Eine zusammenfassende Evaluation des Bundesministeriums zeigt auf, dass als Zielgruppe nicht nur Bauern und kleine Zulieferbetriebe galten sondern besonders Kinder in prekären sozialen Situationen. "In den meisten Ländern erfolgte die Auswahl der Einrichtungen anhand sozialer und regionaler Kriterien, da bei Kindern in schwieriger sozialer Lage durch das Programm deutlich positivere Effekte zu erzielen sind (Verbesserung der Kenntnisse über Obst- und Gemüsesorten, Anstieg des Verzehrs von Obst und Gemüse). Vor allem die kostenlose Verteilung ermöglichte eine diskriminierungsfreie Einbeziehung von Kindern in schwieriger sozialer Lage. Besonders für Kinder, die oftmals ganz ohne Frühstück in die Einrichtung kommen, konnte ein gesundes Schulfrühstück als Voraussetzungen für eine besse-re Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit dienen".
Weitere Beiträge über gesunde Ernährung bietet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter dem Projekt InForm und mit dem "Handbuch Schulobstprogramm". Mit unser aller Steuergelder hat das Ministerium außerdem ein Video produziert, in dem der Minister persönlich "Ernährungsbildung in einer Kita vermittelt", in Cadolzburg in seinem fränkischen Wahlkreis. Außerdem gibt es noch mehrere gute Bücher über Ernährung von Kindern. Für den Bereich Kita sind besonders empfehlenswert "Essen und Ernährungsbildung in der KiTa" von B. Methfessel, A. Höhn und B. Miltner-Jürgensen und "Essen in der Kinderkrippe" von D. Gutknecht.
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